Die „Salz- und Dalienstadt“ Bad Sülze
Auf halben Weg zwischen den Hansestädten Rostock und Greifswald, nahe der Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern, liegt Bad Sülze, das älteste Sol- und Moorbad Norddeutschlands. Dass die administrativ zum Amt Recknitz-Trebetal im Landkreis Vorpommern-Rügen gehörende Kleinstad seit 1927 offiziell den Titel Kurstadt tragen darf, ist nicht zuletzt der landschaftlich reizvollen Lage in der Niederungen der Flüsse Recknitz und Trebe zu verdanken. In jüngster Vergangenheit machte die Stadt aber eher durch das „Loch in der A20“ zwischen den Anschlussstellen Tribsees und Bad Sülze von sich reden.
Mit dem Salz fing alles an
Die historische Entwicklung von Bad Sülze hängt eng mit der Entdeckung salzhaltigen Wassers in den Mooren und unterirdischen Solequellen der näheren Umgebung zusammen, deren Existenz schon vor 1229 belegt ist. Diesen verdankt die Stadt auch ihren Namen, der von „Sulta“ (früher für Saline) abgeleitet wurde. Der historische Salinenstandort wurde 1243 erstmals urkundlich und 1262 als Stadt erwähnt.
Aus dem Salinenstandort des späten 13. Jahrhunderts mit Salzwerk und großen Gradierwerken entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts das heute ältestes Sol- und Moorbad im Norden Deutschlands. Doch gab es auch bittere Einschnitte in der Entwicklung der Stadt, die z. B. sehr stark an den Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) mit Zerstörung, Plünderung und Armut oder an verschiedenen Großbränden zu leiden hatte. All dies tat dem wirtschaftlichen Erfolg der Saline allerdings keinen Abbruch.
Im 18. Jahrhundert erfuhr die Saline und mit ihr die damalige Salzstadt durch die Ansiedlung verschiedenster handwerkliche einen weiteren Aufschwung. 1758 entstand die erste Windmühle nach holländischer Bauart, 1759 wurde das Salzamt der Stadt als Fachwerkbau errichtet. Die von Napoleon I. (1769–1821) gegen England verhängte Kontinentalsperre und dem damit verbundenen Einführstopp von Salz verhalf der Stadt Sülze zu weiterem Wohlstand, musste die Saline doch nun ganz Mecklenburg mit Salz versorgen.
Sole- und Kurbetrieb entstehen
1816 übernahm die Staatskammer in Schwerin die Verwaltung der Saline. Aus dem 1822 gegründeten Solbad entstand zwei Jahre später eine Solebadeanstalt, deren Gebäude heute noch als „Altes Kurhaus“ erhalten ist. Neben der immer weiter steigenden Einwohnerzahl in Sülze nahm auch die Zahl der Gäste stetig zu. Insbesondere nach Anschluss von Sülze 1895 an die Eisenbahnlinie der „Friedrich-Franz-Bahn“, die die Hansestadt Rostock und Tribsees verbindet, war das Solbad ein bekannter und beliebter Kurstandort.
Die Salzförderung wurde 1907 wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. In Sülze entstanden verschiedene Heil- und Rehabilitationsstätten für Erwachsene und Kinder. Auch heute noch hat Bad Sülze als Kur- und Erholungsstandort eine große Bedeutung.
Altes Sol- und Moorbad mit modernem Kurbetrieb
1993 wurde die Medianklinik als moderne Kurfachklinik eröffnet, die verschiedene Anwendungen in Verbindung mit Salz und frisch gestochenem Moor der Umgebung anbietet. Insbesondere diese kreislaufschonende Überwärmungstherapie mit heilsamen, heimischen salzdurchtränkten Naturmoor ist nahezu einzigartig in Deutschland.
Das Salzmuseum von Bad Sülze
Einzigartig in Mecklenburg-Vorpommern ist auch das Salzmuseum von Bad Sülze, das 1953 vom ehemaligen Chefarzt des Sanatoriums gegründet wurde. Das Museum ist seit 1971 im alten „Salzamt“ beheimatet und zeigt die gesammelte Salinen- und kurhistorische Geschichte der Stadt. So sind hier u. a. das Modell eines Gradierwerkes, die Herstellung von Salz, verschiedene frühere Bade- und Kurgewohnheiten in Fotos, Modellen oder Panoramen dargestellt. In Erinnerung an die Bedeutung des Salzes für die Stadt findet jedes Jahr Anfang Juli das vom Kultur- und Heimatverein organisierte Salzfest statt.
Dalien, Dalien und noch mehr Dalien
Neben dem Salz spielt die Dalie in Bad Sülze eine ganz besondere Rolle. Und diese Tradition geht insbesondere auf Joachim Clasen (1928–) zurück.
Joachim Clasen, verantwortlich für die Pflege des Kurparks in Bad Sülze, züchtete Dalien. Die Pflanze, die jedes Jahr im Spätsommer mit ihrer Blütenpracht in den verschiedensten Farben bezaubert, ist leicht zu kultivieren, aber auch arbeitsaufwendig. Und da er die Pracht seiner Blumen der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollte, kreierte er aus Blütenköpfen der Dahlien einen Schuh, überdimensional groß und weithin im Kurpark sichtbar. Dieser „Dalienschuh“, plattdeutsch „Dahlienschauh“, bildete den Grundstein für die seit 1980 alljährlich am ersten Septemberwochenende stattfindende Dahlienschau.
Inzwischen hat die Dalienschau in der Region und darüber hinaus den Status eines Volksfestes, das jedes Jahr viele Besucher in die mit mehr als 5 000 Stauden der über 400 Daliensorten und mit verschiedensten Statuen und Gestecken aus Dalien geschmückte Stadt lockt. Seit 2001 wird alljährlich die Dalienkönigin von Bad Sülze gekrönt.
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Bild Dahlie: pixabay